Im Mittelpunkt von NaGut steht das Wechselverhältnis von Arbeit und Ökologie. In der Nachhaltigkeitsforschung und in der Unternehmenspraxis stehen Arbeit und Ökologie oft unverbunden nebeneinander. Das NaGut-Projekt geht davon aus, dass Arbeit und Ökologie stets mehr oder weniger stark miteinander verbunden sind, denn:

Arbeitstätigkeiten weisen direkt oder indirekt einen ökologischen Bezug auf:

  • Arbeitstätigkeiten können unmittelbar mit der Umgestaltung oder Nutzung natürlicher Ressourcen verbunden sein (z.B. in der Produktionsarbeit oder in den Grundstoffindustrien und der Landwirtschaft).
  • Auch wenn die Bearbeitung von bzw. der Umgang mit natürlichen Ressourcen nicht im Fokus von Arbeitstätigkeiten steht, z.B. bei Pflegearbeit, werden hierbei in der Regel natürliche Ressourcen ge- und verbraucht (z.B. Energie, Zellstoff).

Arbeitstätigkeiten haben also stets eine ökologische Wirkung. Arbeit und Ökologie als unverbunden zu betrachten, blendet aus, dass Arbeit stets auch eine ökologische Bedeutung aufweist. Wir gehend davon aus, dass Arbeit und Ökologie in vierfacher Weise miteinander in Beziehung stehen können:

 

Arbeitsökologie

Arbeit & Ökologie

Das NaGut-Verbundprojekt zielt darauf ab, Synergiepotenziale zwischen ökologischen Neuerungen und guter Arbeitsqualität auszuloten, zu entwickeln und zu erproben. Beispielsweise können direkte Verfahren der Beschäftigtenbeteiligung dazu beitragen, das Selbstwirksamkeitserleben und die Partizipationskompetenz von Mitarbeitenden zu erhöhen. Wenn diese Verfahren zugleich angewendet werden auf die Entwicklung ökologischer Innovationen, so können Beschäftigte darin ihr Fach- und Erfahrungswissen einbringen. Ökologische Innovationen tragen somit zur betrieblichen Innovationsfähigkeit bei und zugleich kann im Prozess ihrer Entwicklung und Gestaltung die Arbeitsqualität von Beschäftigten verbessert werden.

Arbeit ⇔ Ökologie

Zwischen Arbeit und Ökologie können sich in der Unternehmenspraxis bzw. im Rahmen nachhaltigen Wirtschaftens Zielkonflikte ergeben. Ein Beispiel dafür ist, dass durch neue ökologische Problemlösungen vorhandene Arbeitsplätze und damit auch Beschäftigungsperspektiven von Mitarbeitenden gefährdet werden. Dies ist etwa der Fall bei einem Übergang von additiven, end-of-the-pipe-Verfahren des technischen Umweltschutzes zu produktionsintegriertem Umweltschutz, bei dem klassische Entsorgungstätigkeiten entfallen. Derartige Zielkonflikte treten nicht nur auf betrieblicher Ebene auf, sondern können sich bei ökologischen Innovationen auch in Wertschöpfungsketten hinein verlagern.

Arbeit ⇐ Ökologie

In dieser Perspektive geht es um die Frage, inwiefern sich ökologische Innovationen auf die Arbeit bzw. die Qualität der Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen sowie der Arbeitsprozesse auswirken. So können ökologische Neuerungen, wie die Substitution umweltschädigender durch umweltverträgliche Substanzen, auch positive Wirkungen auf die Gesundheit von Beschäftigten nach sich ziehen, da Umwelt- und Humantoxizität häufig eng miteinander verwoben sind. Ökologische Innovationen können aber auch eine Quelle der Verschlechterung von Arbeitsqualität sein. Dies ist z.B. der Fall, wenn die betriebliche Einführung von Umweltmanagementsystemen mit erhöhten Dokumentationsanforderungen verbunden ist, die Beschäftigte als Quelle erhöhter Arbeitsintensität erleben.

Arbeit ⇒ Ökologie

Durch und in der Arbeit beeinflussen Menschen ihre natürlichen Lebensgrundlagen. Unmittelbar, indem sie natürliche Ressourcen in der Arbeit gewinnen, bearbeiten und verbrauchen, um bestimmte arbeitsbezogene Ziele zu erreichen. Oder mittelbar, indem sie zur Verfolgung arbeitsbezogener Ziele ökologische Ressourcen als Mittel nutzen. Ein Beispiel hierfür bildet die ambulante Pflege. Die PKW-Fahrten zu unterschiedlichen Einsatzorten der zu versorgenden pflegebedürftigen Personen sind mit dem Verbrauch von Kraftstoffen verbunden.
Arbeit kann jedoch nicht nur ein Umwelt zerstörenden Potenzial entfalten. Sie bildet auch eine Grundlage für die Entwicklung und Nutzung ökologischer Innovationspotenziale: So können Beschäftigte arbeitsbezogene Autonomiespielräume in zeitlicher wie aufgabenbezogener Hinsicht dazu nutzen, ihr Fach- und Erfahrungswissen für ökologische Verbesserungsprozesse in Unternehmen zu entwickeln und umzusetzen. In diesem Fall erweist sich eine gute Qualität der Arbeit als Voraussetzung für die Entfaltung ökologischer Innovationspotenziale.

Diese vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen Arbeit und Ökologie gilt es im Rahmen des NaGut-Projekts und seiner betrieblichen wie unternehmensübergreifenden Gestaltungsfelder näher zu untersuchen und Strategien für eine konstruktive Verknüpfung von Arbeit und Ökologie zu entwickeln. Dabei ist stets auch die Bedeutung betrieblicher Rahmenbedingungen für das Wechselverhältnis von Arbeit und Ökologie zu berücksichtigen.