Vortrag von Guido Becke und Günter Warsewa (beide Institut Arbeit und Wirtschaft, Universität Bremen) bei der Frühjahrstagung 2017 der DGS-Sektion Arbeits- und Industriesoziologie

Im Vortrag wird die These entfaltet und erörtert, dass vor allem neue Managementstrategien der ,Subjektivierung von Arbeit‘ gerade (hoch) qualifizierten Beschäftigten neue innerbetriebliche Einfluss- und Machtpotenziale eröffnen. Diese können Beschäftigte dazu nutzen, ihre erweiterte Subjektperspektive einzubringen: Diese ist gekennzeichnet durch subjektive Ansprüche an nachhaltige Arbeit. Sie bezieht sich auf den gesellschaftlichen Nutzen von Arbeit und Produkten / Dienstleistungen, die Umwelt- und Sozialverträglichkeit des Wirtschaftens sowie die Vereinbarkeit der Erwerbsarbeit mit anderen gesellschaftlich relevanten Tätigkeiten, wie Pflege von Angehörigen, Kindererziehung oder zivilgesellschaftliches Engagement. Wenn es (hoch) qualifizierten Beschäftigten gelingt, ihre erweiterte Subjektperspektive in Unternehmen verstärkt zur Geltung zu bringen, so eine Kernthese des Beitrags, erschließen sich neue Optionen einer nachhaltigen Umgestaltung von Unternehmen. Diese Optionen hängen u.a. vom Grad der Anerkennung der erweiterten Subjektperspektive in Unternehmen ab: Sinnansprüche von Beschäftigten an nachhaltige Arbeit können negiert und abgewiesen werden (Szenario I); sie können durch Unternehmensleitungen begrenzt anerkannt werden, soweit sie sich in betriebliche Strategien (z.B. zur ökoeffizienten Produktionsgestaltung) einfügen (Szenario II); oder sie bilden die Grundlage für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung. In diesem Fall sind Beschäftigte mit einer erweiterten Subjektperspektive zentrale Träger nachhaltiger Arbeit und einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung (Szenario III). Im Vortrag wird aufgezeigt, dass zur Frage der betrieblichen Anerkennung der erweiterten Subjektperspektive von Beschäftigten, ihren Erfolgsvoraussetzungen und ihren möglichen Folgen für betriebliche Handlungskonstellationen und Entscheidungsstrukturen noch erheblicher Forschungsbedarf besteht. 

 

Wo ? Friedrich-Schiller-Universität Jena, Frühjahrstagung 2017 der DGS-Sektion Arbeits- und Industriesoziologie zum Thema ,Nachhaltige Arbeit‘, Panel ,Subjektive Ansprüche an Nachhaltigkeit‘

Wann? 6. April 2017, 13:30 h – 15:45 h

Erweiterte Subjektperspektive und neue Ansprüche an die Arbeit